Geschichte.
Vom glühenden Eisen zur lebendigen Tradition –
die Geschichte der Eisenverarbeitung im obersteirischen Gußwerk.

Wo Eisen einst
Geschichte schrieb.
Das Hochschwabgebiet und insbesondere Gußwerk bei Mariazell spielten über Jahrhunderte eine bedeutende Rolle in der Eisenverarbeitung. Bereits im Mittelalter wurden hier Eisen- und Erzvorkommen abgebaut und in Schmelzöfen weiterverarbeitet. Die dichten Wälder der Region lieferten das notwendige Holz zur Erzeugung von Holzkohle, die als Brennstoff für die Hochöfen diente.
Gußwerk entwickelte sich im 18. und 19. Jahrhundert zu einem Zentrum der Eisenproduktion. Hier wurden in großen Hochöfen Roheisen geschmolzen und weiterverarbeitet. Die günstige Lage an der Wasserstraße ermöglichte den Transport von Rohstoffen und Produkten. Mit der Industrialisierung und dem Aufkommen modernerer Produktionsmethoden verlor die Eisenverhüttung in der Region jedoch an Bedeutung. Heute erinnern noch historische Gebäude wie der restaurierte und begehbare Hochofen sowie das Montanmuseum Gußwerk an diese einst florierende Industrie.
Wo Feuer brennt, wird Geschichte geformt.
Tradition bewahren, Handwerk erleben.
Auch wenn die Hochöfen von Gußwerk längst erloschen sind, lebt die Geschichte der Eisenverarbeitung weiter. Das Montanmuseum Gußwerk bewahrt dieses wertvolle Erbe und gibt Einblicke in eine Zeit, in der Eisen und Feuer den Alltag bestimmten. Hier erfahren Besucher, wie das Erz gewonnen, verarbeitet und zu hochwertigen Produkten geformt wurde – eine Tradition, die die Region über Jahrhunderte prägte.
Ein besonderes Herzstück des Museums ist Richard Pichler, der mit Leidenschaft und Fachwissen die alte Handwerkskunst am Leben erhält. Mit seinem Wissen über historische Handwerkstechniken und die Eisenverarbeitung bringt er die Vergangenheit zum Leben und macht sie für Besucher greifbar. Durch seine Erzählungen, sein handwerkliches Geschick und sein Engagement bleibt die Geschichte von Gußwerk nicht nur ein Kapitel der Vergangenheit, sondern eine erlebbare Tradition.
Das Montanmuseum Gußwerk ist nicht nur ein Ort des Erinnerns, sondern auch eine Brücke zwischen Geschichte und Gegenwart – ein lebendiges Zeugnis für die Bedeutung der Eisenverarbeitung in Gußwerk.

Geschichte wird nicht nur erzählt, sondern mit Herz und Hand erhalten.
Illustrationen & Bildmaterial von Wilhelm Schuster & Hans Jörg Köstler aus ihrer Arbeit "Die letzten vier Jahrzehnte der Eisenhütten in bzw. bei Gußwerk und des Hochofenwerkes in Aschbach nach dessen Übernahme durch das Ärar 1859".
Gußwerk und seine Geschichte im Detail.
Das Hochschwabgebiet hat über Jahrhunderte eine bedeutende Rolle in der Eisenverarbeitung gespielt. Bereits im Mittelalter wurde hier Eisenerz abgebaut, und die ersten Schmelzöfen tauchten in der Region auf. Doch es war im 18. Jahrhundert, als Gußwerk bei Mariazell zu einem der zentralen Orte der Eisenverarbeitung in der Steiermark wurde. 1742 gründete Abt Eugen Inzaghi von Stift St. Lambrecht das erste Eisen- und Gußwerk in der Region. Mit der Errichtung von Hochöfen und Metallwerkstätten wuchs Gußwerk schnell zu einem industriellen Zentrum heran.
In den folgenden Jahrhunderten veränderte sich Gußwerk und seine Industrien weiter: Ab der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde hier nicht nur Eisen, sondern auch hochwertige Kunstgussprodukte hergestellt. Die Spezialität der Region waren besonders filigrane Eisenprodukte wie Schmucknadeln, Broschen und kunstvolle Gebrauchsgegenstände, aber auch größere Maschinen und Kanonen. Diese Handwerkskunst machte Gußwerk weit über die Region hinaus bekannt.
Die Bedeutung der Eisenproduktion
Die Eisenverhüttung und -verarbeitung in Gußwerk war nicht nur für die Wirtschaft der Region von immenser Bedeutung, sondern auch für die Entwicklung der Infrastruktur. Die Region war reich an Ressourcen: Die umliegenden Wälder lieferten das notwendige Holz für die Herstellung von Holzkohle, die als Brennstoff für die Hochöfen diente. Das nahegelegene Wasser ermöglichte den Transport von Eisen und Rohstoffen und trug so zur Verbreitung der Produkte in andere Teile des Landes bei.
Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert und dem Aufkommen modernerer Produktionstechniken begann Gußwerk allerdings seine zentrale Rolle in der Eisenproduktion zu verlieren. Der Übergang zu kohle- und dampfbetriebenen Anlagen setzte den traditionellen Hochöfen zu, und viele der kleineren Werke in der Region wurden nach und nach stillgelegt.
Das Montanmuseum Gußwerk: Ein Ort des Erinnerns
Heute erinnert das Montanmuseum Gußwerk an diese florierende Zeit der Eisenverarbeitung und der Montanindustrie. In dem historischen Gebäude des ehemaligen Eisenwerks können Besucher die Geschichte der Region hautnah erleben. Das Museum bietet nicht nur Einblicke in die technische Entwicklung der Eisenproduktion, sondern auch in das Leben und die Arbeitsweise der Menschen, die hier tätig waren. Es dokumentiert die Entwicklung von den ersten Schmelzöfen bis zu den fortschrittlicheren industriellen Anlagen und stellt die Bedeutung der Eisenproduktion für die Region heraus.
Ein besonderes Highlight des Museums ist die lebendige Tradition des Handwerks: Richard Pichler, der das Museum mit seiner Leidenschaft für das alte Handwerk leitet, bewahrt und pflegt die Kunst des Gießens. Durch seine Tätigkeit in der Kunstgießerei wird die historische Technik nicht nur erklärt, sondern aktiv vorgeführt. Dabei werden unter anderem Eisen- und Silberschmuck sowie Kunstgegenstände nach traditionellen Verfahren hergestellt. Richard Pichler trägt somit nicht nur zur Bewahrung des handwerklichen Erbes bei, sondern stellt sicher, dass dieses Wissen lebendig bleibt und weitergegeben wird.
Sagen und Legenden aus der Eisenzeit
Die Geschichte von Gußwerk ist nicht nur von Fakten geprägt, sondern auch von Mythen und Legenden, die sich um die Eisenverarbeitung ranken. Eine der bekanntesten Erzählungen ist die vom „Feuerschmied“, einem geheimnisvollen Handwerker, der angeblich einen Pakt mit dem Teufel schloss, um das beste Eisen der Region zu schmieden. Die Legende besagt, dass der Schmied seine Seele dem Teufel verschrieb, um außergewöhnlich reines Eisen zu erzeugen – doch als der Zeitpunkt der Abrechnung kam, verschwand er spurlos, und sein Werk ging in den Flammen unter. Diese und andere Sagen machten die Region rund um Gußwerk zu einem mystischen Ort, an dem die Grenze zwischen Arbeit und Aberglaube oft verschwamm.
Doch nicht nur die Sagen, sondern auch die harte Realität des Lebens in den Eisenwerken prägte die Region. Die Arbeiter, die in den staubigen und heißen Hochöfen schufteten, waren auf ein Leben der Entbehrung und des Entschlossens angewiesen. Der Arbeitsplatz war oft gefährlich, und viele der Arbeiter verloren ihr Leben durch Unfälle oder die Erschöpfung, die durch die harte Arbeit in den Öfen und Stollen verursacht wurde. Das Montanmuseum erinnert auch an diese weniger glorifizierte Seite der Geschichte, indem es auf die Arbeitsbedingungen und die sozialen Umstände der damaligen Zeit eingeht.
Das Erbe von Gußwerk bewahren
Das Montanmuseum Gußwerk ist nicht nur ein Ort des Erinnerns, sondern auch eine Brücke zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart. Es bewahrt die Geschichte der Eisenverarbeitung und stellt sie auf lebendige Weise dar. Durch die aktiven Handwerksvorführungen und die detaillierten Ausstellungen wird der Besuch zu einem Erlebnis, das sowohl lehrreich als auch emotional bewegend ist. Die Geschichte von Gußwerk und seiner Eisenproduktion lebt weiter – nicht nur in den Ausstellungsstücken des Museums, sondern auch in den Geschichten der Menschen, die ihr Wissen und ihre Traditionen an die nächste Generation weitergeben.




